Roadrunner-Quilt


Der Roadrunner ist ein hochbeiniger Vogel, der einem Kuckuck ähnlich sieht und im Laufen sehr schnell wird, so dass er es zum Ruhm einer Comic-Figur geschafft hat. Ich habe einen Vogel zum Leitmotiv eines großen Quilts gemacht und ihn mit Stoff-Farben und Linol-Stempeln gedruckt. Weitere Motive sind aus estnischen Kreuzstichmotiven abgeleitet. Der Hauptbestandteil dieses Quilts sind Stoffreste, zusammengekauft und zusammengetauscht. Es begann als Nine-Patch, das man in den neun dunkelgrundigen Quadraten erkennen kann, aber dieses Quilt hatte seinen eigenen Kopf. Ich habe es im November 2012 begonnen und im Mai 2013 fertiggestellt. 

Das Quilt ist von Hand abgesteppt, was es sehr haltbar macht.

Es hat kein durchgehendes Batting, sondern ist eher als leichtes Sommerquilt konzipiert. Direkt leicht ist es trotzdem nicht geworden, und es hat eine gewisse Steifigkeit. Man sieht an einigen Stellen, dass es da nur zwei Lagen Stoff gibt, sodass das Licht durchscheint. 

Mein Mann hat es hochgehalten, um das zu demonstrieren.
"Einstein hat geirrt: Das Zentrum eines Schwarzen Loches ist ein Quilt. Oder anders ausgedrückt: In der Umgebung eines Quilts steht die Zeit still." (Mein Mann)


Das Quilten hat dem Stoff eine angenehme Bubble-Struktur verliehen.
Es ist in Korak-Technik genäht, die man auf dem unteren Bild erkennen kann. Die Stückchen sind ebenfalls mit Linolstempeln bedruckt und in einer Weise übereinandergeschichtet, die sich am ehesten mit Dachschindeln vergleichen lässt. Das Stoffstück wird gefaltet und an der Falzkante mit winzigen Stichen vernäht. Man arbeitet die ganze Zeit von rechts.
Für Interessierte, die vielleicht auch Lust haben, diese Technik zu lernen, habe ich ein kleines Tutorial in Bildern angefertigt.

Ich habe dieses Quilt also in einer konventionellen Technik angefangen, nämlich als Nine-Patch, und bin dann doch wieder zum Korak übergegangen, weil man da so frei und improvisiert arbeiten kann und es nicht ganz so auf Genauigkeit ankommt. Ein Nine-Patch oder andere klassische Muster verzeihen es nicht, wenn die Stücke ungleich sind oder die Naht schief sitzt. Ein Korak kann man während des Ritts auf einem Kamel nähen, und diese Technik stammt aus einer Weltgegend, wo man auf dem Boden sitzt und  in Jurten schläft, sprich, aus Zentral-Asien.
In diesem Buch gibt es einige sehr schöne Beispiele von alten Quilts, eine sehr ausführliche Anleitung und jede Menge Anregungen.


Die Rückseite mag überraschen: Die Stiche der Vorderseite sind überwiegend sichtbar! In der Tradition wurden sie nicht kaschiert, sondern als Beleg für den handwerklichen Fleiß der Frauen präsentiert. Form Follows Function!


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